Christian Ambühl erklärt, wie Selbstverteidigung im Kopf beginnt und nicht mit Muskelkraft.

Kopf schlägt Kraft: Warum Selbstverteidigung laut Christian Ambühl vor allem eine Frage der Haltung ist

Wer an Selbstverteidigung denkt, hat oft Kampfsportarten oder körperliche Auseinandersetzungen vor Augen. Doch der erfahrene Sicherheitsexperte Christian Ambühl vertritt eine andere Philosophie: Echte Selbstverteidigung beginne im Kopf – lange bevor es zu einer gefährlichen Situation kommt. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung in Spezialeinheiten und als zertifizierter Instruktor für Selbstverteidigung und persönliche Sicherheit weiß er: Die wirksamste Verteidigung ist die, die gar nicht erst zum Einsatz kommen muss. Besonders für vulnerable Gruppen wie Frauen und Senioren bedeutet dies einen völlig neuen Zugang zum Thema Sicherheit.

In einer Zeit, in der Diskussionen über persönliche Sicherheit zunehmend emotionalisiert geführt werden, bringt Christian Ambühl aus der Schweiz eine pragmatische und erfahrungsbasierte Perspektive ein. Der gebürtige Davoser, der heute als Polizeichef bei der Polizei RONN tätig ist, hat in seiner Laufbahn nahezu alle Facetten der Sicherheitsarbeit kennengelernt – von der Intervention bei der Sondereinheit Stern über die Ausbildung von Justizvollzugsmitarbeitern bis hin zur strategischen Führung. Seine Ausbildungen als Instruktor für Selbstverteidigung am Institut für professionelle Handlungskompetenz in Hitzkirch sowie als Instruktor für persönliche Sicherheit bilden das Fundament für eine differenzierte Betrachtung: Selbstverteidigung ist weit mehr als die Abwehr eines Angriffs.

Die zentrale Botschaft lautet: Prävention durch Wahrnehmung. Wer Gefahrensituationen frühzeitig erkennt und entsprechend reagiert, vermeidet Eskalationen effektiver als durch jede noch so ausgefeilte Kampftechnik. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis jahrelanger Einsatzerfahrung und unzähliger Ausbildungsstunden mit unterschiedlichsten Zielgruppen.

Die drei Säulen moderner Selbstverteidigung

Situationsbewusstsein: Der unterschätzte Schutzfaktor

Das Fundament jeder wirksamen Selbstverteidigung liegt in der bewussten Wahrnehmung der Umgebung. Christian Ambühl betont in Schulungen regelmäßig, dass die meisten kritischen Situationen vermeidbar wären, wenn Menschen ihre Aufmerksamkeit gezielt einsetzen würden. Dabei geht es nicht um permanente Angst oder Misstrauen, sondern um eine wache Grundhaltung.

Konkret bedeutet dies:

  • Den Blick vom Smartphone heben und die Umgebung aktiv wahrnehmen
  • Auf das eigene Bauchgefühl vertrauen, wenn eine Situation unbehaglich wirkt
  • Räumliche Gegebenheiten bereits beim Betreten eines Ortes erfassen – wo sind Ausgänge, wo sind andere Menschen, wo gibt es Beleuchtung
  • Bewusst Distanz zu potenziell problematischen Situationen oder Personen wahren
  • Körpersprache anderer Menschen lesen lernen

Gerade für Frauen und Senioren, die statistisch häufiger Opfer bestimmter Delikte werden, ist diese präventive Komponente von enormer Bedeutung. Christian Ambühl in Ronn setzt in seiner praktischen Arbeit deshalb auf Sensibilisierung statt auf unrealistische Kampfszenarien.

Die drei Säulen moderner Selbstverteidigung

Mentale Vorbereitung: Entscheidungen unter Stress

Die zweite Säule betrifft die psychologische Dimension der Selbstverteidigung. Wer in seiner beruflichen Laufbahn bei Interventionseinheiten wie der Sondereinheit Stern der Stadtpolizei Bern, beim Mobile Einsatz Kommando des Grenzwachtkorps oder bei internationalen Personenschutzeinsätzen tätig war, kennt die Bedeutung mentaler Stärke aus erster Hand. Christian Ambühl aus der Schweiz hat erlebt, wie Menschen in Extremsituationen reagieren – und was den Unterschied zwischen Lähmung und handlungsfähigem Verhalten ausmacht.

Die gute Nachricht: Mentale Reaktionsmuster lassen sich trainieren. Dabei geht es nicht darum, Menschen zu Kämpfern zu machen, sondern ihnen Handlungsoptionen zu vermitteln:

  • Klarheit über eigene Grenzen entwickeln und diese kommunizieren können
  • Szenarien gedanklich durchspielen, um im Ernstfall nicht völlig unvorbereitet zu sein
  • Die Schockstarre durchbrechen lernen durch einfache, trainierte Reaktionsmuster
  • Selbstbewusstsein durch Wissen und Vorbereitung aufbauen
  • Verstehen, dass Flucht oder Hilferufen keine Schwäche, sondern intelligente Optionen sind

Besonders in der Arbeit mit Senioren hat sich gezeigt, dass die Vermittlung von Sicherheit durch Wissen und mentale Vorbereitung oft wirksamer ist als physische Techniken, die im Ernstfall schwer abrufbar sind.

Körperliche Techniken: Einfach, effektiv, realistisch

Erst an dritter Stelle – und das ist die zentrale Erkenntnis – stehen die eigentlichen physischen Selbstverteidigungstechniken. Christian Ambühl ist in Davos geboren und aufgewachsen, war selbst Leistungssportler und Mitglied der Biathlon-Nationalmannschaft. Er kennt die Bedeutung körperlicher Fitness und technischer Fertigkeiten. Dennoch plädiert er für einen pragmatischen Ansatz: Selbstverteidigungstechniken müssen einfach, unter Stress abrufbar und für Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen anwendbar sein.

Die Ausbildung als Instruktor für verschiedene Einsatzmittel – vom Monadnock PR-24 über Distanzimpulsgeräte bis hin zu Seiltechnik und Helikoptereinsätzen – hat eines deutlich gemacht: Komplexe Techniken versagen unter Stress. Was in ruhiger Trainingsatmosphäre funktioniert, kann in der Realität einer Bedrohungssituation nicht mehr abgerufen werden.

Selbstverteidigung für Frauen: Für Christian Ambühl ist Kraft nicht der entscheidende Faktor

Ein weit verbreitetes Missverständnis lautet: Frauen seien aufgrund geringerer Körperkraft grundsätzlich im Nachteil bei der Selbstverteidigung. Christian Ambühl widerspricht dieser Vereinfachung vehement. Körperliche Kraft spielt eine untergeordnete Rolle, wenn die ersten beiden Säulen – Situationsbewusstsein und mentale Vorbereitung – greifen.

Tatsächlich zeigen Statistiken, dass die meisten Übergriffe auf Frauen nicht durch völlig fremde Personen in dunklen Gassen geschehen, sondern im sozialen Nahraum. Die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, unangenehme Situationen frühzeitig zu erkennen und konsequent zu handeln, ist hier weitaus relevanter als jede Kampftechnik.

Dennoch sind einfache physische Techniken Teil eines ganzheitlichen Konzepts:

Christian Ambühl betont: Das Ziel ist nie der „Sieg“ in einer körperlichen Auseinandersetzung, sondern das Schaffen einer Fluchtmöglichkeit.

Senioren und Selbstverteidigung: Erfahrung als Ressource

Ältere Menschen werden häufig als besonders vulnerable Gruppe wahrgenommen – zu Recht, wenn man auf physische Faktoren wie Beweglichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit oder Kraft blickt. Doch der langjährige Sicherheitsexperte Christian Ambühl verweist auf eine oft übersehene Ressource: Lebenserfahrung und Menschenkenntnis.

Senioren verfügen oft über ein ausgeprägtes Gespür für Situationen und Menschen. Diese Kompetenz gilt es zu nutzen und durch praktische Sicherheitsstrategien zu ergänzen:

Senioren und Selbstverteidigung: Erfahrung als Ressource

Prävention im Alltag

Viele Straftaten gegen ältere Menschen folgen erkennbaren Mustern – vom Enkeltrick über den falschen Handwerker bis zum Taschendiebstahl. Aufklärung über diese Maschen ist die wirksamste Prävention. Wer die Vorgehensweise von Tätern kennt, erkennt Warnsignale früher.

Selbstbewusstes Auftreten

Täter suchen das vermeintlich leichte Opfer. Eine aufrechte Körperhaltung, direkter Blickkontakt und sicheres Auftreten wirken abschreckend. Das hat nichts mit körperlicher Stärke zu tun, sondern mit Ausstrahlung.

Technische Hilfsmittel und Netzwerke

Moderne Technik bietet Senioren zusätzliche Sicherheit: Notfallknöpfe, Smartphone-Apps mit Standortübermittlung, Haustürkameras. Ebenso wichtig sind soziale Netzwerke – Nachbarschaftshilfe, regelmäßige Kontakte, Begleitung bei Bedarf.

Neueste Beiträge

Von der Spezialeinheit zur bürgernahen Sicherheitsphilosophie

Die berufliche Entwicklung von Christian Ambühl bei der Polizei ist symptomatisch für einen Paradigmenwechsel im Sicherheitsbereich. Von den hochspezialisierten Interventionseinheiten über die Ausbildungsverantwortung im Strafvollzug bis zur Leitung von Gemeindepolizeien zeigt sich ein roter Faden: Sicherheit entsteht durch Prävention, Professionalität und Bürgernähe.

Als Kommandant der Polizei Stadt Grenchen führte er innovative Projekte durch – von der Einführung des Tasers mit umfassender Ausbildung über digitale Alarmierungssysteme für Schulen bis zur erfolgreichen Sanierung des Rettungsdienstes. Stets stand dabei die Frage im Mittelpunkt: Wie lässt sich Sicherheit erhöhen, ohne Eskalation zu provozieren?

Diese Philosophie prägt auch seine Arbeit als Polizeichef und Geschäftsführer bei der Polizei RONN seit Januar 2024. Der Zweckverband der Gemeinden Rümlang, Oberglatt, Niederhasli und Niederglatt im Kanton Zürich profitiert von dieser Erfahrung. Christian Ambühl in Ronn setzt auf präventive Polizeiarbeit, Jugendprojekte und die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung.

Praktische Umsetzung: Was jeder sofort tun kann

Selbstverteidigung als Kopfsache bedeutet: Jeder kann heute damit beginnen, seine persönliche Sicherheit zu erhöhen. Dafür braucht es keinen Schwarzgurt, keine besondere Fitness und auch kein jahrelanges Training. Christian Ambühl aus der Schweiz empfiehlt konkrete, sofort umsetzbare Schritte:

Für Frauen:

  • Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – wenn sich eine Situation falsch anfühlt, ist sie es wahrscheinlich auch
  • Kommunizieren Sie klar und deutlich, wenn Ihnen etwas unangenehm ist
  • Planen Sie Heimwege bewusst – gut beleuchtete, belebte Strecken bevorzugen
  • Nutzen Sie Ihr Smartphone als Sicherheitsanker (Standort teilen, Notruf vorbereiten)
  • Besuchen Sie einen realistischen Selbstverteidigungskurs, der Prävention in den Mittelpunkt stellt

Für Senioren:

  • Informieren Sie sich über typische Betrugsmaschen
  • Lassen Sie sich bei Haustürgeschäften niemals unter Druck setzen – im Zweifel Tür zu und Polizei rufen
  • Organisieren Sie regelmäßige Kontakte mit Verwandten, Freunden oder Nachbarn
  • Nutzen Sie technische Hilfsmittel, mit denen Sie sich wohlfühlen
  • Nehmen Sie an Informationsveranstaltungen der örtlichen Polizei teil

Für alle:

  • Trainieren Sie Ihr Situationsbewusstsein durch bewusstes Beobachten im Alltag
  • Reduzieren Sie Ablenkung durch Smartphone in kritischen Situationen
  • Kennen Sie die Notrufnummer und scheuen Sie sich nicht, diese zu nutzen
  • Sprechen Sie in Ihrem Umfeld über das Thema Sicherheit – oft hilft bereits der Austausch
  • Verstehen Sie: Flucht und Hilferufen sind keine Schwäche, sondern intelligente Strategien
Praktische Umsetzung: Was jeder sofort tun kann

Ausbildung macht den Unterschied

Christian Ambühl ist in Davos aufgewachsen und sportlich geprägt, weiß um die Bedeutung systematischen Trainings. Seine zahlreichen Ausbildungen – vom Einsatzleiter über Interventionskurse bis zu verschiedenen Instruktoren-Zertifizierungen – spiegeln eine klare Überzeugung: Qualität in der Sicherheitsarbeit entsteht durch fundierte Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung.

Dies gilt auch für die Selbstverteidigung. Ein einzelner Wochenendkurs kann Impulse geben, ersetzt aber nicht die regelmäßige Beschäftigung mit dem Thema. Wichtiger als die Quantität ist die Qualität der Ausbildung: Realistische Szenarien, psychologische Komponenten und eine ehrliche Einschätzung der eigenen Möglichkeiten sollten im Mittelpunkt stehen.

Wer einen Selbstverteidigungskurs besucht, sollte auf folgende Qualitätsmerkmale achten:

  • Erfahrene Instruktoren mit praktischer Einsatzerfahrung
  • Fokus auf Prävention und Deeskalation, nicht nur auf Techniken
  • Realistische Szenarien statt Kampfsport-Choreografien
  • Berücksichtigung psychologischer Faktoren
  • Zielgruppenspezifische Inhalte

Sicherheit beginnt zwischen den Ohren

Die zentrale Botschaft von Christian Ambühl lautet: Selbstverteidigung ist primär eine mentale Disziplin. Wer Situationsbewusstsein entwickelt, seine Wahrnehmung schult und sich mental auf mögliche Szenarien vorbereitet, reduziert sein Risiko drastisch – ganz ohne Kampfsport.

Dies bedeutet keine Verachtung körperlicher Techniken, sondern eine realistische Einordnung. Im Idealfall kommt es nie zur physischen Konfrontation, weil Gefahren rechtzeitig erkannt und gemieden werden. Sollte es dennoch kritisch werden, helfen einfache, unter Stress abrufbare Techniken und vor allem: der unbedingte Wille, zu entkommen.

Besonders für Frauen und Senioren eröffnet diese Perspektive neue Möglichkeiten. Statt sich auf einen aussichtslosen Kampf gegen körperlich überlegene Angreifer vorzubereiten, liegt der Fokus auf realistischen, umsetzbaren Strategien. Kraft ist nicht der entscheidende Faktor – Aufmerksamkeit, Entschlossenheit und Vorbereitung sind es.

Die jahrzehntelange Erfahrung des gebürtigen Davosers in verschiedensten Sicherheitsfunktionen – von Spezialeinheiten über Ausbildungsverantwortung bis zur strategischen Führung – fließt in diese ganzheitliche Sicherheitsphilosophie ein. Als Polizeichef bei der Polizei RONN setzt Christian Ambühl diese Überzeugungen in praktische Polizeiarbeit um: bürgernah, präventiv und professionell.